Kemper Profiling Amplifier – Die eierlegende Wollmilchsau?
Nichts wurde seit seiner Markteinführung vor einigen Jahren so ausführlich beschrieben, analysiert, und in wirklich jeder Situation getestet wie der Kemper Profiling Amp. Laut vielen Aussagen ist es DER Verstärker.
Ist man endlich angekommen in Sachen Reproduktion, Logistik und Handling?
Es gibt viele ausführliche Kemper Amp Test Berichte von versierten Studio- und Livemusikern aus nahezu allen Bereichen der Musik und Instrumentenlehre zu den zahlreichen Facetten des Kempers.
Gibt es also noch viel zu sagen zu dem Head?
In gewisser Hinsicht sollte sich jeder sein Bild von dem Verstärker machen, denn jeder Bericht wird aus einem anderen Aspekt formuliert, je nach Vorliebe des Autors.
Der Mercedes der Modelingverstärker
Wir nehmen uns heute den Kemper Profiling Amplifier Head zur Brust und werden kurz alle wichtigen Bereichen im Praxisbetrieb anschneiden.
Der Kemper ist ein digitaler Modellingverstärker, der eine komplett mikrofonierte Gitarrenanlage simuliert und eine Zauberkiste an Effekten mit im Schlepptau hat.
Auf die technischen Daten und die Arbeitsweise und das Profiling des Verstärkers wird hier bewusst verzichtet, da es dazu sehr(!) ausführliche Berichte darüber gibt.
Aber wie spielt es sich überhaupt mit dem Amp Made in Germany?
Um die Sache ein wenig zu kategorisieren, fokussiert sich dieser Bericht auf einige Situationen in der Praxis bei der Nutzung im Studio und zur Bandprobe. Dazu gibt es einen kurzen Erfahrungsbericht zu beiden Nutzungsarten.
Der Kemper Amp Test im Studiobetrieb
Wer früher seinen Sound im Studio reproduzieren wollte, musste alleine sein Topteil mit der Box zum Studio schleppen, da die Bandkollegen schon auf der Ledercouch im Foyer das erste Überbrückungsbier geöffnet hatten. Nach dem Verlust von einem Liter Schweiß und weiterer Zeit bis zum vollständigen Aufbau und Anschluss des Verstärkers hat es hier der Kemper-Nutzer einfacher.
Kompakt und Portabel
Nicht nur on Stage oder für den Livebetrieb super handlich. Eine Hand trägt die Gitarre, die andere trägt den Kemper. Optional eine Kabeltasche oder ein Remote zum Umschalten.
Drei Kabel einstecken und man ist fertig. In jeglicher Hinsicht katerfreundlich und handlich. Nach erfolgreicher Inbetriebnahme gilt es nun, den richtigen Sound zu finden.
Leider wird der Kemper ohne Tasche geliefert, was im Preis eigentlich drin sein dürfte. Das fällt relativ schnell und negativ auf. Die Verstärkerfront hat sehr filigrane Regler und eine empfindliche Schaltfläche mit Tastern und Drehreglern.
Auf einen Transport im Kofferraum mit der Kabelkiste und Ständern sollte man verzichten, da bis auf das obere Gehäuse die Front nicht geschützt ist.
Sound
Bei den unzähligen Möglichkeiten wird man wirklich sehr schnell fündig. Von Fender über Marshall Sounds – bis zu Mesa Bogie– und Orange-Profilen ist hier wirklich jeder Klassiker vertreten. Und die klingen alle richtig geil!!
Hat man den passenden Amp gefunden, lassen sich weitere Parameter wie der Sound der simulierten Box, das Abnahmemikrofon und den EQ einstellen. Nach gefundenem Grundsound kommen optional noch ein paar Effekte vor oder nach den Amp.
Die Regler für Bass, Mid und Tone arbeiten sehr gut und geben die Möglichkeit, den Sound perfekt an die Gitarre anzupassen. Selbst die Metal-Gitarren klingen hier nicht nach Kreissäge. Auch bei angenehmen Lautstärken klingt es nach voll aufgerissenen Endstufenröhren.
Klangbild
Leider ist hier auch Zeit für eine negative Anmerkung die der Kemper Profiler Amp mit sich bringt. Wer sich vorher die Zeit genommen hat, die Sounds über den Kopfhöhrerausgang an der Front einzustellen, wird im Studio eine unerwartete Enttäuschung einstecken müssen.
Nutzt man den Main Output des Verstärkers auf der Rückseite, hat man ein stark verändertes Klangbild und brauch eine gewissen Eingewöhnungszeit. Hat man dann aber den EQ kurz nachgeregelt, die Tone und Mid Regler etwas editiert, hat man hier einen Sound der sich sehen lassen kann. Die Gitarre klingt absolut sauber abgenommen und gibt wirklich Spielgefühl a la Röhre.
Wer früher die Befürchtung hatte, das die Bandkollegen nach dem üblichen zweistündigen Soundfindungsprozess heimlich die Regler verdrehten, der wird nun Freude haben. Ein kurzer Druck auf die „Store“-Taste und das Preset ist gespeichert.
Im Studiobetrieb hat der Kemper Profiler als Digitales Hardwaregerät einen großen Vorteil gegenüber einer klassischen Aufnahme mit Amp, Box, Mikrofon. Als Engineer schätze ich besonders das einfache Recallen von Gitarrensounds, falls nachträglich in einem Projekt eine Spur ersetzt oder gedoppelt werden muss. Erneutes Aufbauen und das finden der exakten Mikrofonposition um einen annähern gleichen Sound zu produzieren entfällt mit dem Kemper Profiler. Das spart Zeit und Nerven.
Christian Benner
FOUNDER OF HOMERECORDING1X1
Effekte
Hier ist wirklich alles dabei was sich jemals Effekt geschrieben hat. Und es klingt wirklich nach Effekt. Selbst das Rauschen bei einer angezerrten Simulation mit einer Distortion-Stomp klingt authentisch.
Der Kemper (KPA) reagiert auf den Vol-Regler der Gitarre und das Picking unfassbar dynamisch. Als jahrelanger Röhrennutzer kommt hier Freude auf.
Selbst das Schmatzen bei höherem Gain klingt originalgetreu. Wem die Bastelei zu viel ist, der kann sich auch der voreingestellten Presets bedienen. Viele davon kann man ohne große Soundanpassung übernehmen.
Der Kemper Amp Test im Proberaum
Es besteht die Möglichkeit sich ohne Endstufe problemlos ans Pult anzuschließen. Alternativ einen neutral eingestellten Transistorverstärker an den Monitoroutput des Kempers anschließen, um gegen Schlagzeug und Bass anzutreten. Die Gitarre klingt authentisch und sauber, genau wie die gespeicherten Presets im Studio.
Remote
Nach dem Wechsel in den Performance-Modus wird mit dem angeschlossenen optionalen Kemper Remote jedes weitere Pedalboard überflüssig.
Man hat 5 Presets für eine Performance zur Auswahl und kann somit für jeden Song die Parts Intro, Verse, Chorus, Bridge und Solo individuell gestalten und wechselt mit dem Bankschalter einfach zur nächsten Performance. Hier ist auch der Schalter für das Stimmgerät sehr praktikabel, denn wer noch Nackenstarre vom Headbangen hat, kann die Anzeige auf der Remote nutzen. Und für alle anderen ist die Anzeige auch auf dem Profiler selbst zu sehen.
Das Stimmgerät arbeitet sehr genau und kann wahlweise gemutet werden oder optional zum Ärgern der übrigen Bandkollegen benutzt werden.
Zusätzlich bietet das Remote noch 2 weitere Eingänge für z. B. Ein Wah- oder Expressionpedal oder sonstige Boutique Stomps, auf die man einfach nicht verzichten möchte.
Fazit
An dieser Stelle wird es Zeit für einen Schlussstrich, obwohl man diesen Bericht noch endlos weiterführen könnte. Aus überwiegend praktischer Sicht ist der Kemper Amp wirklich ein vielseitiger Verstärker, der jede Vorliebe erfüllen kann in punkto Sounddesign und Profiling.
Auch die Handhabung und der Aufwand ist sehr gering für dieses saubere Ergebnis, da nicht umsonst die Bühnen mehr und mehr von Kemper heimgesucht wird.
Die wenigen Minuspunkte zum Thema Tasche und Sounddesign über Kopfhöhrerausgang sind schnell vergessen in Bezug auf die enorme Individualität in den verschiedenen Einsatzgebieten, denn hat man den Kemper Amp eingetütet und den Output erneut angepasst, ist der Kemper eine Wucht.
Von unserem Gastautor:
Daniel Mockenhaupt
Seit über 20 Jahren gehören 6 Saiten zum täglichen Geschäft von Daniel. Als Profimusiker tourt er Europaweit mit verschiedenen Combos. Seit 2021 kann man sein Know-How auch online für sich nutzen.