Mixing Drums: Schlagzeug abmischen wie ein Profi
Ich bin selbst Schlagzeuger und was Drum-Sound angeht natürlich auf amtlichen Druck und Punch geeicht. Das Schlagzeug ist ein komplexes Instrument und erfordert beim Abmischen mehr Aufmerksamkeit als viele andere Instrumente in einer Band.
Es gibt jedoch etablierte Drum-Mixing-Techniken und Herangehensweisen, mit denen man seine Schlagzeugspuren in ein felsenfestes Fundament verwandeln kann. In diesem Artikel zeige ich, wie man ein Schlagzeug aufbereitet und gehe auf die gängigsten Probleme ein, die in diesem Kontext oft aufkommen.
Die Schlagzeug-Aufnahme: Wichtige Schritte vor dem Mixing
Mixing Tipps und Tricks für besseren Drum-Sound: Ein guter Mix fängt mit qualitativen Drum-Recording an. Achtet darauf, wenn möglich, hochwertige Mikrofone zu verwenden und sie korrekt zu positionieren.
Aufnahmen im Tonstudio: Es gibt kaum ein Instrument, bei dem der Aufnahmeraum eine größere Rolle spielt als beim Schlagzeug. Als Homerecorder sollte man, wenn das Budget und die Möglichkeit vorhanden sind, zumindest für akustische Schlagzeug-Aufnahmen ein Tonstudio besuchen.
Aufnahmen im Proberaum oder Homestudio: Sind die Drums bereits im Kasten oder gehört das Band-Recording eher in die Kategorie Low-Budget, dann müssen wir den Drums nachträglich mithilfe von ein paar Tools etwas mehr Liebe entgegenbringen. Wie das genau geht, lernst du natürlich gleich.
Das Handwerk: Drums Editieren nach Lerhbuch
Es gibt viele Wege nach Rom, um an seinen Drum-Sound zu kommen. Eine Handvoll Schritte gehören hier allerdings zum Handwerk und sind ein absolutes Muss!
1.Balancing: Vorerst geht es darum, aus den einzelnen aufgenommenen Signalen einen homogenen Gesamtsound zu mischen und das Lautstärkeverhältnis zwischen den Komponenten eines Schlagzeugs zu regeln.
Tipp: Die Overheads bilden das gesamte Schlagzeug ab. Wenn du dir unsicher bei den Lautstärkeverhältnissen bist, kannst du die Overheads als Orientierung nutzen und die Close Mikrofone als Stütze hinzu mixen.
2.Phase-Check: Bevor wir überhaupt mit dem Mix beginnen, müssen wir sicherstellen, dass alle unsere Mikrofonsignale in einem positiven Phasenverhältnis zueinander stehen. Wenn Mikrofone außer Phase sind, ist das Resultat oft ein dünner Sound.
Tipp: Low-End gewinnt immer. Hat dein Signal also mehr Body und gleichzeitig Druck, bist du richtig!
Level 1: Verwende einen Phasendreher Plugin, um die Polarität um 180° zu wenden.
Level 2: Zoome in deine Tracks und vergleiche z.B. Snare Top und Snare Bottom, ob die Wellenform ähnlich verläuft.
Level 3: Nutze Phase Aligning Tools wie zum Beispiel *Auto Align 2* was das Ganze automatisch für dich macht.
Tipp: Snaredrum ist Center of the Universe. Gib dein Snare Top Signal als Master an und alle weiteren Signale als Slave. Somit bekommt deine Snare den meisten Druck ab und steht wie eine 1 in deinem Mix, ohne überhaupt an EQ & co zu denken.
3. Einzelsignale reinigen: Hol schon mal den Staubsauger raus, jetzt wird aufgeräumt. Bei der Aufnahme eines Schlagzeugs werden einzelne Mikrofone auf verschiedene Teile des Kits gerichtet. Um einen klaren und ausgewogenen Sound zu erreichen, müssen wir sicherstellen, dass jedes Signal nur das wiedergibt, was es soll.
Das bedeutet auch unerwünschte Geräusche wie beispielsweise Bleed von anderen Komponenten, Instrumenten oder Raumgeräusche zu minimieren. Hierfür kann man ein Gate eingesetzt oder ganz klassisch Schneiden.
4.Panning und Stereo-Imaging: Die Positionierung der einzelnen Schlagzeugspuren im Stereobild ist entscheidend für einen ausgewogenen und klaren Mix. Kick & Snare gehören immer in die Mitte! Jetzt liegt die Panning Entscheidung bei dir, ob du die verschiedenen Komponenten des Schlagzeugs im Stereobild aus der sogenannten “Drummer-Perspektive” oder der “Zuschauer-Perspektive” verteilen möchtest.
Drum Mixing: Probleme hören und analysieren
Beim Mixing von Drums gibt es oft viele Herausforderungen zu bewältigen. Bei kaum einem Instrument wird härter eingegriffen als beim Schlagzeug abmischen. Eines der ersten Probleme beim Drum-Mixing ist die Balance zwischen Bassdrum und Bassgitarre. Es kann schwierig sein, diese beiden Instrumente so abzustimmen, dass sie sich nicht gegenseitig überlagern oder verschwommen klingen.
Tipp: Teile Kick und Bass jeweils einen Frequenzbereich zu, in dem er die Dominanz hat. Z.B. Bassdrum bei 60 Hz und Bass bei 100 Hz. Nutze dafür einen EQ und Spiegel diesen im Low-End Bereich. So schaffst du Platz.
Wer es bevorzugt einen Sidechain-Kompressor auf den Bass zu legen, hat das Handwerk nicht verstanden. Es ist für alles Platz da!
Ein weiteres Problem sind unerwünschte Resonanzen, welche besonders im Tom-Sound liegen. Diese können durch schlecht positionierte Mikrofone verursacht werden, oder einfach durch schlecht gestimmte Drums.
Der große Nachteil ist auch hier wie beim gesamten Mix Prozess, dass uns unser Gehirn vorgaukelt, dass es ganz OK klingt. Erst wenn wir die unerwünschten Frequenzen entfernt haben und anschließend den Vorher-Nachher-Vergleich durchführen, merken wir, dass es vorher ziemlich bescheiden geklungen hat.
Eine genaue Analyse des Frequenzspektrums hilft dabei herauszufinden, welche Bereiche bearbeitet werden müssen, um das gewünschte Ergebnis zu erreichen.
Tipp: Wenn du noch unerfahren mit diesen Frequenzbereichen bist kann man grob sagen: Bei Kesseln ist es überwiegend der Bereich 400-600 Hz, welcher abgesenkt werden kann. Die berühmte Badewanne.
Auch bei Cymbals muss man aufpassen: Sie haben ein breites Spektrum an Obertönen und können schnell dominant wirken wenn sie nicht richtig eingestellt sind.
Tipp: Oft liegend störende Becken-Frequenzen bei 1000 Hz und bei 3000-4000Hz. Um all diese Schwierigkeiten erfolgreich anzugehen, braucht es viel Erfahrung sowie technisches Know-how - aber mit Geduld und Übung lässt sich jeder noch so komplizierte Drum-Mix meistern!
Schlagzeug abmischen: Druck und Transparenz für deinen Drum-Mix
Jetzt kommt der entscheidende, individuelle Part: Der Sound und damit der Geschmack kommt ins Spiel. Hier gibt es keine harten und schnellen Regeln, denn es geht um persönliche Vorlieben und musikalische Interpretation. Das lässt nur Platz für allgemeine Aussagen, egal ob man ein Schlagzeug Live abmischt oder im Studio. Dennoch will ich auf die drei Hauptwerkzeuge beim Abmischen des Schlagzeugs konzentrieren: Equalizer, Kompressor und Hall.
Equalizer (EQ): Transparenter Schlagzeug-Sound
Wenn wir über die Feineinstellung des Sounds sprechen, dann wird der Equalizer zu unserem besten Freund. Dieses mächtige Werkzeug ermöglicht es uns, den Klang jedes Trommelschlags individuell zu formen und ggf. unerwünschte Frequenzen in den Griff zu bekommen.
So könntest du beispielsweise, wenn dir die Snare etwas zu mumpfig erscheint, höhere Frequenzen reindrehen, um den Klang etwas knackiger zu gestalten. Oder aber du verleihst deiner Bassdrum mehr Wumms, indem du die tieferen Frequenzen etwas anhebst. Wichtig ist hier, den EQ wenn möglich behutsam einzusetzen – der natürliche Klang des Schlagzeugs sollte erhalten bleiben und nicht durch zu radikale Eingriffe verfälscht werden.
Kompressor: Mehr Druck und Punch im Drum-Sound
Ein unverzichtbares Werkzeug auf dem Weg zum perfekten Schlagzeugsound ist der Audio Kompressor. Durch ihn könnt Ihr Dynamikunterschiede, die bedingt durch die unterschiedlichen Lautstärken der einzelnen Schlagzeuginstrumente entstehen, ausgleichen.
NEU!
Konkurrenzfähiger Sound auf allen Endgeräten
149 € 69,- €
Exklusiver Einführungspreis
Wie du in nur wenigen Schritten mithilfe von Kompressoren druckvolle und transparente Mixe produzierst. Dabei selbstbewusst und ohne Unsicherheiten die richtigen Plugin-Entscheidungen für jedes einzelne Element im Mix triffst.
So wird der Gesamtklang gleichmäßiger und konsistenter. Bei der Anwendung des Kompressors auf das Schlagzeug ist Feingefühl gefragt – zu aggressive Kompressionseinstellungen können den Sound unnatürlich flach wirken lassen.
Reverb (Hall & Room): Damit die Schießbude auch im Mix so klingt, als würdest du daneben stehen
Um dem Schlagzeug räumliche Tiefe zu verleihen und es quasi "im Raum zu platzieren", kommt der Hall zum Einsatz. Damit simuliert ihr die natürliche Akustik eines Raums und könnt so dafür sorgen, dass das Schlagzeug seinen Platz in der Gesamtmischung findet. Dabei könnt ihr Hall-Effekte entweder auf einzelnen Spuren oder auf dem gesamten Drum-Bus anwenden, um den Schlagzeugklang in einen räumlichen Kontext zu setzen.
Achtet darauf, den Hall passend zum Stil der Musik zu wählen: Während in einem halligen Raum der Hall durchaus stärker und länger ausfallen kann, ist in einem trockenen Raum eher ein zurückhaltenderer Hall gefragt. Ziel ist es immer, dass sich das Schlagzeug harmonisch in die gesamte Musikumgebung einfügt und nicht als Fremdkörper auffällt.
Drum Mix Hack: Achtung nicht's für Jedermann
Jetzt wird's fancy! Bestimmt hat der ein oder andere von euch schon von der Verwendung von Drum-Samples in akustischen Schlagzeugaufnahmen gehört. Das mag vielleicht nicht jedermanns Sache sein, aber in der Welt der modernen Musikproduktion hat sich dies zu einem wirklich mächtigen Werkzeug entwickelt. Das muss man einfach anerkennen.
Akustische Schlagzeugaufnahmen mit Drum-Sample-Tools aufpeppen
Ein solches Tool oder Drum Plugin, wie beispielsweise *Steven Slate Trigger*, bietet insbesondere Homerecordern den Klang eines akustischen Schlagzeugs massiv zu optimieren und eventuell vorhandene Aufnahmeschwächen zu beheben. Dabei plädiere ich nicht dafür, den Originalsound komplett zu ersetzen. Vielmehr sollten die Samples dazu dienen, den vorhandenen Sound zu unterstützen und aufzuwerten.
Gleichzeitig eröffnet diese Technik eine Welt der kreativen Möglichkeiten, um einzigartige Klanglandschaften zu erschaffen und den Sound so zu gestalten, dass er den Bedürfnissen der verschiedensten Musikstile gerecht wird. In diesem Artikel werden wir also einen tieferen Blick darauf werfen, wie Drum-Sample-Tools dazu beitragen können, eure akustischen Schlagzeugaufnahmen auf das nächste Level zu heben.
Häufige Probleme und Lösungen beim Schlagzeug abmischen
Beim Schlagzeug-Mix können verschiedene Probleme auftreten, die sich auf die Klangqualität auswirken. Es ist wichtig, diese Probleme zu erkennen und geeignete Lösungen zu finden, um einen optimalen Sound zu erzielen.
- Unerwünschte Obertöne und Resonanzen:
- Problem: Das Schlagzeug klingt unangenehm, da unerwünschte Frequenzen hervortreten.
- Lösung: Verwende einen Equalizer, um diese Frequenzen zu senken und den Klang zu glätten.
- Mangelnde Durchsetzungskraft des Kick-Drums:
- Problem: Der Kick-Drum klingt nicht durchsetzungsfähig genug.
- Lösung: Betone die tiefen Frequenzen mit EQ und erhöhe den Attack mit Kompression.
- Schlechte Balance zwischen Kick und Bass:
- Problem: Der Kick-Drum und der Bass sind nicht im Einklang.
- Lösung: Mache Platz für beide, indem du die Frequenzen sauber trennst und das Panning richtig einstellst.
- Schwierigkeiten bei der Hi-Hat-Balance:
- Problem: Die Hi-Hat ist zu präsent oder zu leise.
- Lösung: Nutze EQ, um unerwünschte Frequenzen zu reduzieren und den Klang auszubalancieren.
- Toms klingen flach:
- Problem: Die Tom-Toms klingen nicht rund und voll.
- Lösung: Betone die Mitten und Höhen mit EQ und füge Reverb hinzu, um mehr Raum und Tiefe zu erzeugen.
- Mangelnde Räumlichkeit im Schlagzeug:
- Problem: Das Schlagzeug klingt zu flach und ohne räumliche Tiefe.
- Lösung: Nutze Stereo-Panning und Raum-Effekte, um die Drums im Stereobild zu platzieren.
- Zu viel Drum-Bleed:
- Problem: Das Schlagzeug klingt unsauber, da Spuren von anderen Teilen des Schlagzeugs durchdringen.
- Lösung: Verwende Noise Gates, um unerwünschtes Bleed zu eliminieren.
- Fehlende Transparenz:
- Problem: Der Mix klingt undurchsichtig und verliert an Klarheit.
- Lösung: Nutze Kompression, um die Dynamik auszugleichen, und arbeite an der Stereo-Balance.
- Probleme beim Drum-Buss:
- Problem: Der gesamte Drum-Buss klingt chaotisch oder langweilig.
- Lösung: Verwende Bus-Kompression und eine Mischung aus Effekten, um den Drum-Buss zu formen.
- Schlechte Integration in die Gesamtmischung:
- Problem: Das Schlagzeug passt nicht gut zum Rest des Mixes.
- Lösung: Achte auf die Integration des Schlagzeugs in die Gesamtmischung, indem du EQ und Effekte anpasst.
Das Schlagzeug abmischen kann anspruchsvoll sein, aber mit den richtigen Werkzeugen und Techniken lassen sich diese häufig auftretenden Probleme bewältigen. Denke daran, dass Übung und Erfahrung dir helfen werden, immer bessere Ergebnisse zu erzielen.
Häufige Fragen zum Drum-Sound
Welche Frequenz hat eine Kick?
Die Grundfrequenz einer Kick-Drum liegt in der Regel zwischen 50 Hz und 200 Hz. Je nach Musikstil und persönlichem Geschmack kann die genaue Frequenz variieren, aber dieser Bereich ist ein guter Ausgangspunkt für das Abmischen einer Bassdrum. Der Punch einer Bassdrum liegt zwischen 1500 Hz und 10.000 Hz.
Welche Frequenz hat eine Snare?
Die Snare-Drum hat eine Grundfrequenz von etwa 200 Hz bis 400 Hz. Auch hier kann die genaue Frequenz je nach Musikstil und persönlichem Geschmack variieren, aber dieser Bereich ist ein guter Ausgangspunkt für das Abmischen der Snare.
Welche Frequenzen haben Toms und Hi-Hats?
Toms haben in der Regel eine Grundfrequenz zwischen 60 Hz und 300 Hz, abhängig von ihrer Größe. Die Hi-Hat hingegen liegt im Hochtonbereich bei ungefähr 2 kHz bis zu den höchsten Höhen.
Wie finde ich die richtige Balance beim Abmischen des Schlagzeugs?
Um die richtige Balance zwischen den einzelnen Drum-Mikrofonen herzustellen, kannst du mit dem Lautstärkepegel jedes Mikrofons experimentieren. Es empfiehlt sich auch, einen Kompressor einzusetzen, um bestimmte Drums hervorzuheben oder zurückzudrängen. Zudem solltest du darauf achten, dass kein Instrument im Mix dominiert oder untergeht.
Was sind einige häufige Fehler beim Abmischen des Schlagzeugs?
Ein häufiger Fehler besteht darin, zu viel Kompression auf das gesamte Schlagzeug anzuwenden oder ungewolltes Rauschen durch übertriebene EQ-Einstellungen zu erzeugen. Ein weiterer Fehler ist es manchmal auch nicht ausreichend Zeit für Feintuning und Detailsarbeit einzuplanen - dies führt oft dazu dass kleine Anpassungen vernachlässigt werden.
Abschließende Gedanken
Neben der Erläuterung der grundlegenden Schritte, habe ich auch Tipps und Tricks gegeben, um gängige Probleme zu lösen, die während des Prozesses auftreten können.
Behaltet im Hinterkopf: Jedes abgemischte Schlagzeug ist so individuell wie der Drummer selbst. Es gibt keinem exakten Weg, der für jeden Mix funktioniert. Vertraut also auf eure Ohren und experimentiert mit verschiedenen Techniken, um euren perfekten Drumsound zu finden.
Ich hoffe, dass eure nächsten Schlagzeug-Mixe von den Tipps und Ratschlägen in diesem Artikel profitieren werden. Viel Spaß beim Ausprobieren und Mixen!
Weiterführende Links für besseren Drum-Sound: